Günther Thömmes – Bierzauberei

Günther Thömmes – Bierzauberei

Günther Thömmes
© Günther Thömmes

Günther Thömmes, besser auch bekannt als Bierzauberer betreibt die kleinste gewerbliche Brauerei in Österreich, die Bierzauberei. Er kreiert und braut dort eine große Anzahl verschiedenster obergäriger Bierspezialitäten. Die Kunst dabei ist Unteranderem die Herstellung in einem überschaubaren Sudhaus mit 200 Liter/Sud.
Weit weg von den Massenprodukten der Bierkonzerne werden kleine, feine Biere nach bester Handwerksart gebraut. Und das Ganze auf ökologisch unbedenkliche Art und Weise: Ohne Einwegverpackungen, mit minimalen Emissionen und komplett mit Ökostrom betrieben!
Doch dies ist noch nicht alles, Günther Thömmes braut nicht nur Bier aus Leidenschaft, sondern hat auch schon den ein oder anderen Bierroman geschrieben und veröffentlicht. Grund genug ihm mal in einem Interview ein paar Fragen zu stellen…


 

1. Hallo Günther, stell dich doch bitte einmal unseren Lesern vor.

Mein Name ist Günther Thömmes, Jahrgang 1963, verheiratet, ein Kind, aufgewachsen in Bitburg/Eifel. Inzwischen lebe ich in der Nähe von Wien und betreibe in Brunn/Geb. eine der kleinsten Brauereien Österreichs, die BIERZAUBEREI.

2. Du bist Braumeister aus Leib und Seele, wolltest du diesen Beruf schon
immer erlernen?

Hallo, ich bin eigentlich ein spät Berufener. Erst nach Abitur und Wehrdienst habe ich mich entschieden, eine Ausbildung als Brauer und Mälzer zu beginnen. Zu großen Teil, weil die Bitburger Brauerei direkt vor der Haustüre lag. Das Studium zum Braumeister folgte zwangsläufig.

3. Erinnerst du dich an deine erste bedeutsame Begegnung mit Bier?

Eigentlich war Bier schon immer Teil des Alltags, in einer Bierstadt wie Bitburg läßt sich das nicht vermeiden. Aber DAS echte Erweckungserlebnis war meine Übersiedlung nach Kalifornien im Jahr 1997. Da habe ich mein erstes Pale Ale und IPA getrunken, das hat meine Sichtweise zum Bier, aber auch meine Geschmacksnerven, nachhaltig verändert.

4. Was fasziniert dich an Bier?

Vieles. Zum einen ist es das Getränk mit der längsten und bewegtesten Geschichte. Tolle Rohstoffe. Ein komplexer Herstellungsprozeß. Und, trotz aller Verwissenschaftlichung des Themas, ist es immer noch mit einem Hauch Mysterium umgeben, besonders um Hefe und Hopfen. Und außerdem ist ein gutes Bier der Gipfel des Genusses beim trinken. Da kann kein Wein, kein Cocktail oder Destillat mithalten.

5. Erzähl uns etwas über deine Ausbildung zum Braumeister und deine Reisen in ferne Länder um dort Eindrücke über die dortige Biervielfalt und Brautradition zu sammeln. Welche Erfahrungen haben dich dabei geprägt?

Meinen Abschluß als Dipl. Braumeister an der TU München-Weihenstephan habe ich 1991 gemacht, davor habe ich von 1985-87 eine Ausbildung als Brauer und Mälzer bei der Bitburger Brauerei Th. Simon gemacht.

Während des Studiums habe ich Praktika bei der Schwester Doris in der Klosterbrauerei Mallersdorf sowie drei Monate bei Guinness in London absolviert.

Nach dem Studium war ich etwa mehr als 5 Jahre bei A. Ziemann in Ludwigsburg und habe dort Brauereien geplant, begutachtet und neue Anlagen in Betrieb genommen. Da war ich in der ganzen Welt unterwegs. Speziell die neuen Märkte (Osteuropa, Russland, Indien), aber auch Afrika und bekannte Großbrauereien waren mein Arbeitsgebiet.

1997 bin ich dann für GEA Tuchenhagen nach USA gegangen und habe dort 3 Jahre lang den US-Brauereimarkt betreut. Dort habe ich auch meine Liebe  zum Pale Ale entdeckt. Nach meiner Rückkehr habe ich noch 1,5 Jahre lang für die gleiche Firma Russland und Osteuropa vertriebstechnisch betreut. Anfang 2002 bin ich mit meiner Frau nach Österreich gezogen und habe ab da in der familieneigenen Firma gearbeitet, als Berater für Brauereien in Österreich und Ex-Jugoslawien., u.a. mit der Regionalvertretung für meine früheren Arbeitgeber Ziemann und Tuchenhagen. Anfang 2010 beschloß ich, mich mit einer kleinen Brauerei selbstständig zu machen.
Die wichtigste Erfahrung, die ich auf diesen Reisen gemacht habe, war die, dass ein gutes, oder zumindest trinkbares Bier eigentlich in erster Linie mal vom Personal abhängt. Ich habe Brauereien besucht, die technisch so jämmerlich und armselig ausgestattet waren, und trotzdem trinkbares Bier produzierten, weil der Braumeister tüchtig war und unter den Umständen das Beste rausholen wollte. Und andere, gut ausgestattete Brauereien mit schlampigem Personal Hygiene und Bierqualität vernachlässigten, da hilft Geld dann auch nichts.

6. Ursprünglich kommst du aus Bitburg, was hat dich dazu bewegt in Österreich Fuß zu fassen?

Meine Frau kommt von dort. Ganz einfach.

7. Nun betreibst du die kleinste hauptgewerbliche Brauerei in Österreich – Die Bierzauberei. Wie kam es zu diesem Namen?

Ich habe in den 90er Jahren mal mit einem historischen Roman über einen Bierbrauer begonnen, das lief aber lange Zeit nur unmotiviert nebenher. Vor ca. 8 Jahren habe ich dann beschlossen, dass ich das Buchfragment, aus dem dann „Der Bierzauberer“ wurde, ernsthaft weiter verfolgen möchte. Und so kam es dann auch. Mittlerweile sind drei  Bierzauberer-Romane erschienen, sowie diverse Kurzkrimis über Bier. Alle haben schon mehrere Auflagen erlebt (Der „Bierzauberer“ ist in der 6. Auflage!) und erfreuen sich bei Bierfreunden und Brauern großer Beliebtheit. Als ich dann einen Namen für meine Brauerei suchte, war das eigentlich ganz einfach.

8. Oft wird die Bierzauberei auch als „gläserner Brauerei“ publiziert, in der Interessierte an Braukursen teilnehmen können. Was sind deine Ziele mit der Brauerei, außer natürlich besondere Bieren zu brauen?

Ich möchte bei meinen Kunden das Interesse für Bier wecken, bzw. bei denen, die es schon haben, weiter vertiefen. Jeder Teilnehmer, der aus meinem Braukurs heraus geht, soll in Zukunft das Produkt  „Bier“ mit anderen Augen sehen, mit mehr Respekt betrachten. Und ein wenig von meiner Leidenschaft möchte ich auch weitergeben.

9. Du braust eine Vielzahl unterschiedlicher Biere, woher kommen die ganzen Ideen und Rezepte?

Viel Lesen und Hören, auch von „Nicht-bierigen“ Themen (Kochen, Wein, Gewürz- und Kräuterkunde, historische Quellen). Und wenn etwas interessant erscheint, weiterdenken. Dann in ein Rezept umsetzen und ausprobieren.

Günther Thömmes

10. “Craft Bier” ein Boom der in den USA schon lange Einzuggehalten hat, schwappt nun allmählich auch nach Deutschland über. Siehst du Erfolg darin, dass sich besondere, extreme” Biere wie z.B. India Pale Ale in Deutschland etablieren?

Ich halte IPA nicht für ein extremes Bier, nur für ein ungeheuer geschmackvolles. Extreme müssen aber bisweilen sein, einfach nur, um im Gespräch zu bleiben. Ich glaube fest daran, dass Craftbiere auch in Deutschland eine Zukunft haben. Auch wenn es noch etwas dauern wird, bis sie auf breiter Front akzeptiert werden.

11. Was müsste deiner Meinung nach grundlegend geändert werden, damit Bier populärer wird, mit Wein gleichgesetzt wird und evtl. der Pro-Kopf-Verbrauch wieder ansteigt?

Bier muss wieder eine Wertigkeit erfahren, darf nicht im Supermarkt verramscht werden. Dazu wird eine positive Entwicklung des Craftbeer-Segments sicher beitragen. In Deutschland herrscht Monotonie auf hohem Niveau. Anstatt die Biertrinker mit neuen GUTEN und KREATIVEN Bierprodukten (und ich meine BIERE, nicht Biermischgetränke) zum Bierkonsum zu bewegen, versuchen die Brauereien, es über immer billigere Biere zu schaffen. Das hat zu einem Verdrängungswettbewerb geführt, der so sehr ungesunde Ausmaße angenommen hat.

Die deutschen Brauer sind selbst schuld, zumindest die, die den Mythos Reinheitsgebot noch immer mit Klauen und Zähnen verteidigen.

12. Wie stehst du dem Reinheitsgebot gegenüber – Fluch oder Segen?

Im Moment eher Fluch. Meine aktuelle Meinung gibt es hier (Ein Vortrag, den ich im Juni 2013 bei der Brau Brasil in Sao Paulo gehalten habe):

Das deutsche bzw. bayerische Reinheitsgebot für Bier

13. Du braust nicht nur Bier, sondern bist auch als Buchautor tätig und hast

Nach dem ersten Erfolg des „Bierzauberers“ habe ich einfach weiter gemacht. Bei diesem Thema kommen die Ideen eigentlich von selbst.


Wir bedanken uns recht herzlich bei Günther Thömmes von der Bierzauberei, für die ausführlichen und sehr interessanten Antworten auf unsere Fragen. Und wünschen weiterhin viel Erfolg.

Zur Homepage von Günther Thömmes Bierzauberei gehts hier

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