Fast jeder macht diese Fehler bei der Bierverkostung

Das ich Fehler bei der Bierverkostung machen könnte, daran habe ich im Traum nicht gedacht. Als ich angefangen habe über Bier zu schreiben und sich daraus eine richtige Leidenschaft entwickelt hat, habe ich mir Unmengen an unterschiedlichen Biermarken bestellt und die Getränkemärkte im Umfeld abgegrast.

Du kannst dir sicher vorstellen, dass es vor ca. 7 Jahren noch recht schwer war an besondere Biere zu kommen. Das war mir zu dieser Zeit aber noch gar nicht bewusst. Biere zu verkosten die nicht zu den 1-2 Standardbieren gehörten – die immer in meinem Keller standen – war schon ziemlich aufregend.

Also war der Kühlschrank voll mit unterschiedlichen Biermarken, darunter natürlich überwiegend Pilsbiere. Kein Wunder, denn Pils ist mit über 50 % Marktführer unter den Biersorten.

Ich habe auf unterschiedlichste Art und Weise Biere getestet, um mehr über die Sorten und Aromen zu erfahren. Manchmal wurden ein paar Flaschen alleine zuhause probiert und ab und zu im Freundeskreis, um zu erfahren was Andere für Aromen in dem Bier schmecken.

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Die Resonanz war aber nicht so berauschend. Zum Teil schmeckten die Biere alle gleich und solche die einem sehr gut geschmeckt hatten, haben bei der Blindverkostung – ohne zu wissen welches Bier im Glas ist – auf den letzten Plätzen abgeschnitten.

Woran das lag, wurde mir erst einige Zeit später klar. Denn ich machte einige Grundlegende Fehler bei der Bierverkostung.

Zum Glück ist es heute kein Problem an besondere – sogenannte Craft Biere – und auch sehr viele gute regionale Biere zu gelangen. Aber nicht jedes Bier und nicht jede Biersorte darf gleich behandelt werden. Daher möchte ich dir ein paar Tipps geben, damit du nicht meine Fehler bei der Bierverkostung wiederholst.

Du benutzt das falsche Glas für die Bierverkostung

Die Wahl des richtigen Bierglas spielt eine wesentliche Rolle bei der Verkostung von Bieren. Denn Form, Glasstärke und der Glasrand haben Einfluss auf die Ausprägung und Entfaltung der Bieraromen. Hinzu kommt, dass bei jedem Bier sortentypische Aromen im Vordergrund stehen, die es durch das entsprechende Glas zu unterstützen und hervorzuheben gilt.

Mittlerweile gibt es fast für jede Biersorte eigene Biergläser, die sich in Größe und Form voneinander unterscheiden. Für Pils gibt es zum Beispiel schmale Tulpengläser. Diese Form unterstützt den schlanken und geradlinigen Biercharakter. Für Starkbiere dagegen gibt es bauchige Gläser, diese bündeln die facettenreichen und vielfältigen Aromen.

Man muss allerdings nicht für jede Biersorte die man probieren möchte ein spezielles Glas zuhause haben. Gerade die Form von Weingläser hat sich für die Bierverkostung bewehrt.

Vor dem eigentlichen Genuss ist es jedoch wichtig, dass das Glas sauber ist.
Denn auch ein augenscheinlich „sauberes“ Glas, kann für die Bierverkostung unzureichend sein. Gründe dafür sind z.B. Spülmittelrückstände die die Schaumbildung beeinflussen oder „Schrankgeruch“ vom langen Lagern der Gläser.

Vermeide also diesen Fehler bei der Bierverkostung und lege dir eine kleine Auswahl an unterschiedlichen Biergläsern zu, die du dann ja nach Biersorte verwenden kannst.

Du achtest bei der Bierverkostung nicht auf die richtige Trinktemperatur

Aufregende Biere kaufen und alle bis zum Trinkgenuss im Kühlschrank zu lagern, ist einer der größten Fehler bei der Bierverkostung.

Es gibt aber einige Grundregeln was die Trinktemperatur von Bier angeht. Diese und ein paar weitere Tipps zeigen dir, wie du Bier richtig trinkst.

Kalt oder warm, das ist hier die Frage. Na ja nicht ganz, ein jeder weiß, dass warmes Bier nicht schmeckt. Aber wie ist das denn nun mit der richtigen Temperatur? Schaut man ins WorldWideWeb wird man überhäuft von Richtwerten, Tabellen und Faustregeln, die teilweise nicht mehr zutreffend sind. So wird für Rotwein beispielsweise eine optimale Trinktemperatur an der Zimmertemperatur festgemacht. Allerdings beträgt die durchschnittliche Zimmertemperatur mittlerweile 22°C und nicht mehr wie früher 18°C.

Man sollte sich immer im Hinterkopf behalten, dass zu kaltes Bier seine Aromen und Geschmacksstoffe nicht vollständig entfalten kann. Allerdings auch ein zu warmes Bier entwickelt unharmonische Aromen und wirkt schnell schal. Ein guter Richtwert, der für viele Biere zutrifft, liegt bei 7-9°C, also Kellertemperatur.

Um allerdings das volle Aroma von unterschiedlichen Biersorten schmecken und genießen zu können, genügt uns der eben erwähnte Richtwert nicht.

Denn je dunkler und alkoholreicher ein Bier ist, desto mehr facettenreiche Aromen stecken in ihm. Helle Biere wie z.B. ein Pils ist schon vor der Kategorisierung her ein schlankes, geradliniges Bier. Die Aromen sind demnach gut erkennbar und nicht überfordernd. Ein dunkles Bockbier dagegen präsentiert schon durch das dunklere Malz recht vielschichtige Aromen von Bitterschokolade bis hin zu Teig oder frisch gebackenen Brot. Haben wir dann noch ein Black IPA bei dem eine Menge Hopfen ebenso wie das Malz eine große Rolle spielt, werden die Geschmacksnerven mit Aromen geradezu bombardiert. Das heißt je dunkler und alkoholreicher ein Bier ist, desto „wärmer“ sollte es getrunken werden.

Die Briten wissen wie man Bier richtig trinkt
Nicht umsonst entstand in der Vergangenheit das Vorurteil: „Die Briten trinken warmes Bier“. Eine Floskel die es sogar in die Asterix und Obelix Comics geschafft hat. In Wirklichkeit trinken die Briten natürlich kein warmes Bier, sondern ihre sehr dunklen Biere wie Porter und Stouts eben mit der richtigen Trinktemperatur. Diese liegt nämlich bei ca. 12°C und wirkt im Vergleich zu einem Lagerbier, das mit 7-8°C getrunken werden sollte, natürlich deutlich wärmer.

Hier siehst du eine Grafik mit den entsprechenden Trinktemperaturen für unterschiedliche Biersorten.

Fehler bei der Bierverkostung vermeiden. Unsere Tipps

Das die Trinktemperatur einen ganz besonderen Einfluss auf die Aromen eines Bieres hat, zeigt eine ganz besondere Entwicklung in Sachen Bierkühlschrank.

Marco Retzlaff präsentierte auf der „drinctec 2017“, seinen erst kürzlich auf dem Markt gebrachten „Retzlaff Beer Fridges“. Der Bierkühlschrank namens „Bavaria 1516“ fasst mehr als 200 Flaschen Bier und besitzt 5 unterschiedliche Temperaturzonen. In den untersten beiden Reihen finden Biere wie Kölsch, Pils oder Helles Platz die dort mit der perfekten Trinktemperatur um die 7°C gekühlt werden. Nach oben hin steigt die Temperatur an und bietet zum Beispiel im obersten Fach, mit Temperaturen um die 16°C, Platz für fassgelagerte Starkbiere.

Sorge also dafür, dass du vor einer Bierverkostung  die Biersorten die etwas wärmer genossen werden wollen, früher aus dem Kühlschrank holst.

Du nimmst dir keine Zeit für das Aussehen und den Geruch des Bieres

Die Beschreibung eines Bieres auf dem Etikett hinsichtlich der Farbe, dem Bouquet und den Aromen klingt meistens doch sehr abgedroschen und frei erfunden. Die wenigstens schauen sich diese Angaben an und auch bei der Bierverkostung zählt in erster Linie der Geschmack.

Aber auch das Aussehen und vor allem der Geruch des Bieres, verraten dir sehr viel über dessen Charakter, die Zutaten und Aromen.

Ein gutes Bier zeigt sich immer in einer unverkennbaren vollen Farbe. Begutachte die Schaumkrone, diese sollte für eine gewisse Zeit standhaft bleiben. Aber beachtet auch, dass nicht jedes Bier gleichviel Schaum entwickelt. Craft Beer kann spannende Farben von strohgelb über orange bis hin zu nachtschwarz haben. Wer auf die Farbgebung und den Schaum eines Bieres achtet, regt somit auch schon die restlichen Sinne an.

Durch leichtes Schwenken des Glases werden Aromastoffe freigesetzt, nimm die verschiedenen Aromen wahr. Der Duft eines Bieres kann durch die vielen verschiedenen Hopfen- und Malzsorten wahnsinnig facettenreich sein. Außerdem sind die Geschmacksnerven sehr eng mit den Geruchsnerven verbunden. Wer also vorher versucht die intensiven Aromen des Bieres durch das „Nosing“ wahrzunehmen, lässt die Geschmacksnerven erwachen, sodass diese zu Beginn mehr Aromen wahrnehmen können.

Tipp: Durch die Kohlensäure wurden schon einige Aromen in den Schaum oder an die Oberfläche des Bieres transportiert. Du kannst das Glas für eine noch größere und besser erkennbare Aromenvielfalt leicht schräg halten und langsam schwenken. Der Sinn dahinter ist, das komplette Glas mit Bier zu benetzen.

Und nun riechen und genießen.

Nachdem du ein paar Schlücke verkostet hast, kannst du erneut vorsichtig schwenken. Dabei baut sich in der Regel auch die Schaumkrone nochmals auf. Oft erkennt man nun andere oder weitere Aromen, da sich diese nach einer gewissen Standzeit deutlich verändern können.

Beachte aber, dass das Bier nicht die ganze Zeit geschwenkt wird. Dabei geht die Kohlensäure verloren und das Bier wird schal. Ein bis zweimal schwenken reicht völlig aus.

Das richtige Glas steht parat und die Trinktemperatur ist optimal. Was jetzt noch fehlt ist Zeit. Vermeide also den Fehler einer überstürzten Bierverkostung und schenke dem Aussehen und dem Geruch des Bieres besondere Aufmerksamkeit.

Kennst du schon unsere Infografik mit Tipps für die perfekte Bierverkostung?

Fehler bei der Bierverkostung vermeiden. Unsere Tipps

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