4. Münsteraner Brauschau – ein Rückblick der anderen Art

Wochenlang haben wir auf diesen Termin hin gefiebert, mit gehörigem Respekt, nun ist die 4. Münsteraner Brauschau der Hobbybrauer in Münster schon wieder Geschichte. Die letzten Jahre war ich als Besucher der Brauschau unterwegs, habe proBiert, mich unterhalten und den Tag richtig genossen. Dieses Jahr war das ein wenig anders, ich war als Aussteller vertreten.

Die Veranstaltung fand wie im letzten Jahr im Jovel-Club im Herzen Münsters statt. Verkauft wurden fast 400 exklusive Eintrittskarten, die es nur über die teilnehmenden Brauer oder über den Organisator die Braufreunde Münster e.V. gab.

Münsteraner Brauschau Rückblick
© Thomas Gronert

Die Braufreunde Münster haben das wirklich super organisiert, man merkt den Unterschied, wenn man selbst ausstellt und die viele Arbeit mitbekommt. Das fängt an mit der Terminsuche, die Aussteller zusammen zu bekommen, Kartenbestellungen erfassen, Karten versenden. Dann den Aufbau organisieren, Brot, Wasser, Tische, Stühle, Gläser organisieren. Die Plätze zuordnen für die ausstellenden Hobbybrauer, das ist bei 23 Brauern nicht so einfach, ich ziehe den Hut vor den Organisatoren, die dieses tolle Event auf die Beine gestellt und wie sie es organisiert haben: Eine Topleistung, immer waren sie ansprechbereit für die Fragen – und da habe zumindest ich als Neuling mehr als genug gestellt.

23 Aussteller, das bedeutet, es gab über 50 sehr kreative Biere zu proBieren, alle zu Hause im Keller, auf der Terrasse oder im Schrebergarten gebraut. Nichts Industrielles, sondern absolute Handarbeit. Darunter so tolle Sorten wie ein Pale Kaffee und Pale Kakao von der Brauerei Schwenkenbecher, außerdem hatte er noch ein hochinteressantes Kokos-Erdbeer Cream Ale im Angebot. Hanseller Bier war mit einem 4-Frucht Weizen und einem Export vertreten, auch das Anständige Bier bot wieder sein anständiges Bier an. Dieses Jahr war es ein Wake me up, Barclay (ein Kaffee Porter) und ein Porter auf Eiche, das auf Eichenholz vergoren wurde. Lecker.

Sehr schön, dass auch der Verein für Erhalt und Förderung Schwelmer Brautradition und die Kölner Bierhistoriker ihren Weg nach Münster gefunden hatten. Toms Hütte war mit gleich 4 Bieren vertreten, darunter das Bounty Hunter Bitter, das Nelson Weizen, Double Nelson und Witch Doctor Wit. Der Bierdoktor DR. HUPPERTZ stellte „Harry der Bock“ und den „Herr Suurbier“ den Gästen vor. Auch das rauchigste Bier der Veranstaltung habe ich natürlich probiert: Ein Rauchbier, gebraut mit Torfrauch Malz, ich fand es richtig genial. Leider können hier nicht alle Biere aller Brauer erwähnt werden, wie von der Drood Brauerei, vom Gruthaus, Weedfield Brauerei, der Stadtlohner Braustube, Sudstelle 40,Laumelbräu, Sudhaus 47, Herbeck´s Brauknechte (tolle Biere und kreative Etiketten), der Laggenbecker Privatbrauerei, Stephen Bolduan, Blum & Stolz, der Blue Elephant Aaseebrauerei, von Jans, Schwartenbecks, der Brauerei Heisenberg, natürlich war auch die Braugemeinschaft Emsdetten wieder vertreten und das erste Mal Rabenbräu.

Insgesamt so viele verschiedene Geschmacksrichtungen: Helles, Lager, Pilsner, Weizen, Berliner Weiße, Mai- und Weizenböcke und auch Doppelböcke, IPA´s, Kellerbiere, Brown Ale, Gose, Cream Ale, Champagnerweizendoppelbock, Wheat Ale, Belgisches Dubbel und noch einige mehr. Mit Sicherheit war da für jeden Besucher etwas dabei und auch die Hobbybrauer fanden mit Sicherheit noch sehr viele Ideen und Anregungen für ihre „neuen“ Kreationen. Als sehr schön empfand ich dabei den Austausch untereinander, ein Geben und Nehmen, schön, wie sich da geholfen wird mit Rat, Tat und auch Material. Toll, da zumindest ein wenig dazugehören zu dürfen. Sehr schön die Atmosphäre, so friedlich, so lustig, es wurde gefachsimpelt, gelacht, Späße gemacht und das obwohl recht viel Bier proBiert wurde.

Natürlich wurden auch wieder durch das Publikum die drei besten Biere gewählt: Dieses Jahr ging der dritte Platz an die Brauerei WEEDFIELD für den Bastard, ihren Aromatischen Durstlöscher, der zweite Platz für die Braugemeinschaft EMSDETTEN und ihr Wiener Lager und die Gewinner eines nagelneuen Wanderpokals waren in diesem Jahr die Kölner Bierhistoriker mit ihrem Hochzeitscrasher, einem sehr hochprozentigem Champagnerweizendoppelbock mit stolzen 8,8 Prozent Alkohol. Gratulation an die Gewinner, aber meiner Meinung nach haben alle Brauer mit ihren Bieren gewonnen, so kreativ, so vielfältig und so toll gebraut. Super und Gratulation an alle Teilnehmer.

Nun habe ich die Veranstaltung ja nicht nur als Besucher erlebt, sondern auch als Aussteller – und das läuft ganz anders ab. Schon lange Zeit, eigentlich fast ein Jahr lang (nach der Brauschau ist vor der Brauschau) machte ich mir Gedanken über mein Bier, das ich dort ausstellen wollte. Ich braue ja erst seit ca. einem Jahr für den Eigenbedarf, es dürfen Freunde und die Verwandtschaft proBieren. Das ist aber meiner Meinung nach kein neutrales Publikum. Ich hatte und habe immer noch großen Respekt vor diesen Hobbybrauern, wie sie ihr Bier dort anbieten.

2016-Braufreunde-Muenster-Brauschau-4
© Braufreunde Münster

Die Qual der Wahl, die Biere, die Gerätschaften, Zapfanlage oder Flaschen, das alles wurde überlegt. Von dem doch etwas früheren Termin als erwartet wurde ich schon fast ein wenig überrascht, doch versprochen ist versprochen, angemeldet und losgebraut. Drei potentielle Biere waren fertig, zwei sollten mit, doch dann entschloss ich mich, alle drei mitzunehmen, keines dieser Biere hatte es verdient zu Hause zu bleiben, mühevoll gebraut, mag kommen was kommt.

Der Tag rückte an, das Bier kühlte im Kühlhaus, als nächstes die Organisation, meinen kleinen Stand aufzubauen, toll die Unterstützung dabei durch meine Partnerin, die da richtige Kunstwerke als Brauereilogo entwarf, die mich jederzeit unterstützte und immer für mich da war, auch wenn es oft im Keller klebte und nach Brauen roch. Danke dafür.

Mit einer gehörigen Portion Aufregung und Respekt wurde das Öffnen der Veranstaltungshalle erwartet, fast gefürchtet – zumindest von mir. Eine lange Schlange bildete sich vor der Halle, da waren die Teddybären in der Halle Münsterland nebenan bei der gleichzeitig laufenden Teddybär-Messe sicher richtig neidisch. Die Halle füllte sich und auch zu mir kamen die ersten Besucher und proBierten meine Biere. Mit richtig Schiss stand ich da und was kam? Nur Positives, ich war überrascht und auch ein wenig stolz auf mich. Meine Biere wurden gelobt, es kamen andere Besucher und fragten gezielt nach Brautechniken, Inhaltsstoffen, Namensgebung. Es sprach sich rum, dass man diese Biere trinken konnte. Es kamen Besucher ein zweites Mal vorbei und holten sich ein weiteres Bier bei mir, obwohl es ja insgesamt über 50 verschiedene Biere zu proBieren gab. Wow, es lief richtig super, meine Angst verschwand und auch das große Lampenfieber. Das Bier lief, es wurde gefragt, gefachsimpelt, proBiert, Nummern ausgetauscht für weitere Informationen, sogar Etikettensammler waren unterwegs. Es lief fantastisch. Plötzlich verging die Zeit wie im Fluge, das Bier lief. Als positiv auffällig empfand ich diese freundliche Stimmung in der Halle – unter den Brauern und unter den Besuchern – alle fachsimpelten, machten ihre Späße, proBierten und freuten sich. Ich habe selten eine so schöne und friedliche Veranstaltung erlebt und das, obwohl reichlich Alkohol floss.

Ich fühlte mich wie ein Sieger und war ein wenig stolz auf mich und meine Biere, auf die vielen positiven Reaktionen. Danke dafür. Danke an die Unterstützung, die ich durch meine Partnerin bekam, die das alles „ertragen“ hat. Danke an die Organisatoren, es steckt so viel dahinter, so eine tolle Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Danke an das Team vom Jovel für die Halle, ein Dankeschön an die Mädchen vom Einlass, die auch dieses Jahr wieder ihren Spaß hatten. Einen Dank an die fleißigen kleinen Spülkräfte, so süß wie sie das machten und so ausdauernd – sie gehören einfach dazu. Und das größte Dankeschön an die Besucher und vor allem die ausstellenden Brauer, ohne die diese Veranstaltung nicht möglich wäre.

Zum Schluss möchte ich sagen: Es macht großen Spaß, bei der Münsteraner Brauschau das Miteinander zu erleben und natürlich auch diese kreativen Biere zu verkosten. Ich freue mich auf die 5. Münsteraner Brauschau. Danke, dass ich dabei sein durfte für „Bier-Entdecken.de“ und als Aussteller.

 

Wenn ich jetzt zwei Tage „danach“ zurückblicke, fällt es mir schwer, für das nächste Jahr zu entscheiden, ob ich wieder als Gast „proBieren“ möchte oder Aussteller sein.

Ich wäge ab: ProBieren einer großen Vielfalt an Köstlichkeiten zum Fast-Null-Tarif, mit viel Vergnügen den Nachmittag in toller Gesellschaft zu genießen und das Ganze ohne Stress. Auf der anderen Seite steht eine lange Planungs- und Vorbereitungszeit, einiges an Arbeit und Kosten beim Brauen der Biere – nur für „Ruhm und Ehre“ – ohne Kostenerstattung, keine Zeit die Leckereien der anderen Brauer zu verkosten, aber auch tolle positive Rückmeldung von Gästen und Brauern, ein gutes Gefühl, stolz auf sich zu sein, ein Teil einer tollen Gemeinschaft zu werden, ohne die die 4. Münsteraner Brauschau gar nicht möglich gewesen wäre.

Lasst euch überraschen, von welcher Seite ich über die 5. Münsteraner Brauschau berichten werde.

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