Bierkultur vs. Weinkultur – wo liegen die Unterschiede?

Bier vs. Wein. Es gibt wohl niemanden in Deutschland, der keine gewissen Sprüche, Vorurteile oder Meinungen zu diesem Thema hat. Grundsätzlich hat das Bier, beziehungsweise die Bierbraukultur, eine lange Tradition in Deutschland. Auf der anderen Seite steht der Wein, der vielleicht nicht diese spezielle Kultur und Tradition, dafür aber eine noch längere Geschichte besitzt. Dieser Artikel sieht sich die beiden Genussstoffe einmal genauer an und zeigt die Unterschiede.

Bierkultur
Abbildung 1: Bierkultur sieht heute anders als noch vor 20-30 Jahren – ein neues Genussbewusstsein ist entstanden.

Entstehung von Wein und Bier

Wird das bloße Alter der beiden Getränke betrachtet, ist der Wein definitiv der ältere Tropfen. Dies gilt zumindest, wenn der direkte Anbau von Reben miteinbezogen wird:

  • Wein – archäologischen Funden nach, wurde der erste Weinbau um 6.000 vor Christus betrieben. Das macht die Weinrebe zu den Pflanzen, die zuerst von Menschen kultiviert wurden. Generell steht der Wein in einem engen Zusammenhang mit Göttern. In der griechischen Mythologie war Dionysos dem Wein gewidmet, die Römer nutzten Bacchus als »Weingott«. In anderen Kulturen galt Wein als das Symbol von vergossenem Blut in göttlichen Kämpfen oder im Kampf gegen die Götter. Historisch verbreitete sich der Wein, bzw. der Weinanbau, über die südlichen Länder nach Europa. In nordischen und britischen Gebieten wurde der Wein erst im 12. Jahrhundert richtig populär, da nun Rheinwein in die Gebiete geliefert wurde.
  • Bier – es ist zumindest eines der ältesten alkoholischen Getränke der Menschheit. Experten vermuten, dass es mehr aus Zufall entdeckt wurde. Vor knapp 10.000 Jahren sammelten die ersten Menschen Getreide und stellten feste, dass der daraus erstellte Brei umkippte und gärte – das Bier war erfunden. Die Brauerei breitete sich zuerst im vorderen Orient aus, wobei etliche Funde belegen, dass es damals schon gut zwanzig verschiedene Sorten gab. Auf dem europäischen Gebiet fand Bier ab dem 3. Jahrtausend vor Christus seinen offiziellen Einzug. Als Grabbeigabe wurden Becher genutzt, an denen Archäologen Gerstenreste fanden, die weder mit Honig noch Met vermengt waren. Ab dem Mittelalter war Bier schlichtweg in Europa das Volksgetränk.

Waren die Grundzüge des Bieres noch die Gerste, so setzte sich ab dem 16. Jahrhundert der Hopfen durch. Dass die ersten Brauereien üblicherweise innerhalb von Klostermauern waren und von Mönchen betrieben wurden, ist, gewissermaßen, eine Ironie auf den »Wein der Götter«.

Bierkultur in Deutschland

Schon im Mittelalter war das Bier ein Volksgetränk, welches in keinem Schankraum fehlte und nicht selten auf Fahrten mitgenommen wurde. Und bis vor einigen Jahren gab es weiterhin das allgemeine Urteil, das Bier eher vom Volk, Wein aber von den Führenden getrunken wird. Diese Auffassung hat etliche Hintergründe:

  • Feierabendbier – kurzzeitig eingeschlafen, regeneriert sich diese Kultur wieder. In der Nachkriegszeit war es ein recht normales Bild, dass Arbeiter nach der Schicht ein Bier tranken. Es gibt wohl in jeder Familie die Geschichte, dass die Frau am Ende der Woche vor dem Betrieb stand und die Lohntüte abholte, damit der Mann nicht in die Wirtschaft konnte.
  • Belohnungsbier – oftmals wird das Bier heute als Belohnung betrachtet. Nach schwerer körperlicher Arbeit wird gerne zum Bier gegriffen, nicht aber zum Wein.
  • Bierfeste – kaum ein anderes Event offenbart, wie sehr das Bier in der deutschen Tradition verankert ist. Zwar hatten die Ursprünge des Oktoberfestes eher mit der Hochzeit des Kronprinzen zu tun und boten eher Pferderennen, die Brauereien um München dienten aber der Verköstigung. Abseits des Oktoberfestes gibt es in Bayern jährlich Bierfeste: Bockbier, Starkbier, kleinere Feste der Brauereien.

Obwohl das Bier immer noch mit dem Reinheitsgebot in Verbindung gebracht wird, hat sich die Bierkultur in den letzten Jahren erheblich verändert. Nicht nur kommen immer mehr Bier-Mix-Getränke auf den Markt, auch Craft Biere mischen den Markt auf. Gerade jüngere Erwachsene genießen die »anderen Biere« und fühlen sich diesen kleinen und innovativen Brauereien eher verbunden, als den Großbrauereien, die zwar das Reinheitsgebot beachten, dafür aber für viele Biergenießer sämtliche Tradition verloren haben. Wer sich als Bier-Experten bezeichnet kann sein Wissen im Bier-Quiz testen. Dieser ist wurde von Mein-Wahres-Ich.de erstellt und ist leicht scherzhaft angehaucht.

Weinkultur in Deutschland

Der Wein steht grundsätzlich nicht als Volksgetränk im Mittelpunkt und dient auch nicht als Belohnung oder Erfrischung nach einem langen Arbeitstag. Diese Maßgaben braucht er jedoch gar nicht zu erfüllen, denn die komplette Weinkultur ist anders aufgebaut:

  • Langsamkeit – von der bloßen Rebe bis zum Wein im Glas vergeht viel Zeit. Die Weinkultur ist ebenso von ihren Weinbergen geprägt, wie von Eichenfässern und Verköstigungen. Während Biertrinker sich eher mit der Materie auseinandersetzen, wenn sie einmal eine Brauerei besuchen, genießen Weintrinker den Besuch eines Weinbergs. Biertrinker würden wohl nie durch ein Weizen- oder Gerstenfeld streifen oder den Hopfenanbau besuchen.
  • Exklusivität – auch hier spielt die Behäbigkeit und die langsame Zeit des Wachsens eine tragende Rolle. Weine werden besser, desto länger sie lagern. Alte, verstaubte Flaschen offenbaren bereits eine besondere Exklusivität, die bei der Verköstigung in einem Weinkeller besonders zum Tragen kommt.
  • Genuss – Wein wird nicht getrunken, er wird genossen. Auch hier zeigt sich wieder die Entspannung rund um den Wein. Eile ist nicht geboten, denn der Wein wird in kleinen Schlucken genossen.

Diese langsame Entwicklung von der Rebe bis hin zum eingeschenkten Wein offenbart sich in der gesamten Weinkultur und die Genießer des guten Tropfens. Darüber hinaus bietet der Wein allerlei Raum für Romantik und Zweisamkeit. Er gehört zu einem romantischen Abend, zu einem guten Essen und soll nicht zuletzt für göttliche Nächte sorgen.

Weinkultur
Abbildung 2: Auch der Wein hat heute eine sehr große Beliebtheit.

Fazit – alles hat seinen Platz

Freilich gibt es diese Weintrinker, die niemals ein Bier anrühren würden, doch trotz aller Traditionen, Hintergründe und Kulturen vermischen sich Bier- und Weintrinker regelmäßig. Jedes Getränk hat seinen Platz: Das Bier beim Fußball oder der Gartenarbeit, der Wein bei einem romantischen Dinner mit dem Partner. Dennoch lässt sich nicht abstreiten, dass vom Wein weniger Hektik ausgeht, da hier der Genuss im Mittelpunkt steht und Anbaugebiete immer einen Besuch wert sind. Sicherlich ist es auch interessant, Brauereien zu besuchen, doch bieten sie wesentlich weniger Anreize als das Land eines guten Winzers.


Bildquellen:

Abbildung 1: @ Pexels (CC0-Lizenz) / pixabay.com

Abbildung 2: @ Kelsey Knight (CC0-Lizenz) / unsplash.com

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